Fliegerlager 2000: Ein Ausflug nach Welzow

... den es natürlich auch als .igc-Datei gibt. Die Datei -1 enthält den Flug von Flo, -2 und -3 Thomas' und meinen Hin- und Rückflug.

Da wir als Schüler ja schon lang genug immer um den Flugplatz rumgedümpelt sind, wollten wir, Thomas Heine, Florian Meyer, Andreas Zind und ich, uns endlich ins Abenteuer Streckensegelflug stürzen. Um es nicht gleich zu übertreiben wählten wir uns erst mal eine kleine Aufgabe, die uns um ein paar Plätze in der Nachbarschaft von Schwarzheide führen sollte. "Vergrößern können wir ja immer noch!"

Die Maschinen, die wir für dieses Vorhaben wählten, waren für Flo die DG-303 D-4005, für Andreas die LS4-b D-4104 "MZ" sowie für Thomas und mich die ASK 21 D-5721. Alle drei Mainzer Vereinsflugzeuge.

Florian und Andreas starteten nach umfangreicher Flugvorbereitung als erste und kamen auch gut weg. Thomas und ich soffen natürlich erst noch einmal am Platz ab und mußten nach einer Platzrunde wieder landen. (Das war, nebenbei bemerkt, das einzige mal, daß ich in Schwarzheide nicht wegkam. In Relation zu meinen Küsten gesehen, beschreibt das die bemerkenswerte Thermikgüte am Platz.) Sofort waren wir natürlich wieder die ersten in der Startreihe. Es kam, was kommen mußte: der sagenumwobene Schwarzheider Seilrß. (Auch das wieder eine Premiere: der erste reale Seilriß in einem von mir "kommandierten" Luftfahrzeug. Aber beiweitem nicht der einzige "Mainzer" Seilriß in Schwarzheide... Aber das ist eine andere Geschichte.) Zum Glück hatten wir zu dem Zeitpunkt, da die Sollbruchstelle beschloß, ihrem Leben ein Ende zu setzen, schon knapp mehr als 200 Meter Höhe über Platz, und die kleine Lichtung an der Position lieferte einen kräftigen Bart bis auf rund 1.100 Meter MSL. Das war dann aber auch der letzte...

Flo war derweil schon vorausgeflogen, während Andreas zum Platz zurückkehrte, um auf uns zu warten. Dieses kleine Kommunikationsproblem war Flos Glück, da er so versuchte, zu Andreas aufzuholen, der vermeintlich vor ihm war. So war er der einzige, der unsere Miniatur-Aufgabe vollendete.

Nach forschem Vorflug waren Andreas, Thomas und ich kurz vor dem Verkehrslandeplatz Welzow auf einer Höhe von 500 m über Grund (oder Wasser in diesem Fall) und machten den fatalen Fehler, einer einzigen Wolke zu viel Vertrauen zu schenken. Dieses enttäuschte sie dann bitter, und schickte uns damit auf den ehemaligen russischen Fliegerhorst. (Ich werde nie mehr unter einer Wolke zurückfliegen, sehe sie auch noch so gut aus und habe sie auch noch so schön geblubbert, sondern immer weiter auf Kurs.) Das wäre uns auch beinahe zum "Verhängnis" geworden, da der Platz für Segelflug nicht zugelassen war und aufgrund der EM in Lüsse Wiederstarts von Segelflugzeugen ausdrücklich untersagt worden waren. Glücklicherweise ließ sich der freundliche Flugleiter aber recht schnell davon überzeugen, daß wir keine Teilnehmer der EM waren, so daß wir uns von der Schwarzheider Wilga wieder haben zurückschleppen lassen und sowohl Hänger als auch Mannschaft in Schwarzheide haben bleiben können.

Ich muß allerdings hinzufügen, daß mir dieser Umstand eigentlich entgegenkam. So kam ich nämlich zu meinem ersten F-Schlepp hinter einer Wilga (noch eine Premiere), da ich nämlich ansonsten zu geizig gewesen wäre, den Schlepp für nur eine Platzrunde zu bezahlen.

Fazit: Viel gelernt, einen netten Menschen getroffen, tolle Landschaft gesehen und auf, nein neben der bis jetzt längsten Piste meiner fliegerischen Karriere gelandet. So macht eine Außenlandung Spaß!


Nun aber zu den Bildern, die Thomas Heine aus der ASK 21 gemacht hat:

23262 BytesIm Gegenanflug auf die Piste 22 von Welzow, EDCY. Andreas fliegt mit der LS4 voraus, ist aber im Bild nicht zu sehen. Die Ortschaft voraus müßte, laut Fliegertaschenkalender, Welzow sein.

25537 BytesIm Queranflug auf die 22. In Betrieb ist nur das 1499 Meter lange Mittelstück der insgesamt 2500 Meter 04L/22R. Die breitere ehemalige Piste südlich davon ist nur Rollfläche. An dieser Stelle ein für mich "Wessi" wichtig gewesener Tip der Schwarzheider Segelflieger: Die nicht mehr in Betrieb befindlichen Pisten und Rollflächen ehemaliger russischer Fliegerhorste sind für Außenlandungen mit Vorsicht zu genießen, da die Betonplatten sich ohne Pflege um bis zu dreißig Zentimeter auf- und abbewegt haben können, und so böse Kanten bilden.

20762 BytesDer Flugleiter schickte uns auf die "Graspiste" südlich der großen Piste. Die war leider gar keine, sondern nur ein Stück Wiese, das man wegen des Flugtags in der vorangegangenen Woche mit vier Landereitern abgesteckt hatte. Zu diesem war, wie wir später erfuhren, ein Fieseler Storch gekommen, der es vorzog auf Gras statt auf Beton zu landen. Eine Ahnung davon bekam ich, als sich versuchte, neben Andreas, der zuerst gelandet war und auf dem Bild als heller Punkt zu erkennen ist, zu rollen. Das gestaltete sich aber wider Erwarten doch recht schwer und die ASK21, mit der man sonst so wunderbar präzise und zielgenau rollen kann, bewegte sich nur widerwillig auf den von mir anvisierten Punkt zu. Nur durch komplettes Einfahren der Bremsklappen und Balancieren auf dem Hauptrad, um mit dem Bugrad keinen Rollwiderstand zu bekommen, schaffte ich es, mich doch noch elegant links neben Andreas zu plazieren. Links im Bild der Turm, nicht im Bild der VDF-Peiler, der, recht überraschend, plötzlich links an meinem Randbogen vorbeizischte.

36328 BytesNach einer recht beschwerlichen Schiebetour über noch nicht mal 200 Meter, auf denen wir den wahren Charakter der "Graspiste" in Erfahrung bringen konnten, hatten wir die beiden Flieger auf einem, mit einer Gummibahn ausgelegten Rollweg zur Piste plaziert und warteten auf den Flugleiter mit der Rechnung über die Landegebühr für die Wilga und diese selbst. Bemerkenswert das Wolkenbild, bei dessen Betrachtung man überhaupt nicht verstehen kann, wie wir Deppen außenlanden konnten... Dieses Bild ist übrigens von Andreas, Thomas diesmal rechts im Bild. Man bemerke wiederum die Größendifferenz zwischen mir und meinem Co.

36765 BytesEinträchtig rekapitulierten wir, auf diesem Bild Andreas und ich, unter der sengenden Sonne Südbrandenburgs den gemachten Fehler und betrachteten die sich über uns weiter cumulierenden Luftmassen.

24950 Bytes25801 BytesAndreas startete mit der LS4 zuerst und lies sich auf Gleitpfad nach Schwarzheide schleppen. Mit freundlicher Unterstützung des Flugleiters, der mit seinem Feuerwehrauto extra noch mal angekommen war, obwohl die ASK21 im Notfall auch mit aufliegendem Randbogen starten darf, begannen wir unseren Startlauf auf der 04, da der Bodenwind inzwischen gedreht hatte.

26121 BytesSchon nach wenigen Metern Rollstrecke verließen wir, gezogen von der bärenstarken Wilga, den Boden.

25306 BytesIn niedriger Höhe holten wir bis zum Pistenende weiter Fahrt auf.

18126 Bytes29578 BytesDas geschulte Auge bemerkt den leichten Unterschied der Querneigungen von Schleppmaschine und Segelflugzeug...

21512 Bytes16063 BytesHier macht sich eine leichte Ablage des Segelflugzeugs nach rechts bemerkbar, die der Pilot geschickt durch Verlagern seines Oberkörpers nach links auszugleichen sucht...

23341 Bytes17629 BytesSchlußendlich schafft er es aber doch, seine Maschine in eine Position hinter das Schleppflugzeug zu bringen, die beide am wenigsten gefährdet.

23341 BytesDieses Foto hat Thomas wahrscheinlich aus einer gewissenen Erleichterung heraus aufgenommen, den Flug mit mir und den Wespenstich in Welzow überlebt zu haben. Den Rest des Fluges und des teuren F-Schlepps verbrachten wir in Platznähe damit, zu versuchen, das hartnäckige Gerücht zu widerlegen, das da lautet: "Die ASK 21, die trudelt net! Rechtsrum, linksrum, des kannste grad vergesse. Die kannste reinhänge wie de willst, die trudelt net." Die Versuchsreihen zu diesem Thema sind allerdings noch nicht abgeschlossen und bedürfen weiterer Auswertung. Wie aus für gewöhnlich gut informierten Kreisen verlautete, ist das Trudeln aus dem Rückenflug ein todsicherer Tip...


Fotos: Dr. Thomas Heine, Andreas Zind, Ruru Hesse