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Streckenflug Nr. 2001/05:

Mainz - Bingen - Bad Kreuznach - Mainz

oder: Besser spät als nie

123956 BytesAls dieser Flug am späten Nachmittag des 1. Juli 2001 begann, war an seine Durchführung eigentlich kaum mehr zu denken. Schließlich wurde er aber doch zu einem der interessantesten Flüge, die ich von Mainz aus bisher durchführen konnte.

Eigentlich wollten Turhan und ich an diesem Tag mal den Duo um eine richtige Strecke treiben. Das Wetter schien dazu brauchbar und 400 km hatten wir ausgeschrieben. Dummerweise erwies sich die Vorhersage als nicht sonderlich zutreffend, da in Kondensationshöhe doch zu viel Feuchtigkeit vorhanden war, und sich die Wolken rasch ausbreiteten. Den ganzen Tag über herrschte "Schwabbelthermik", die das Obenbleiben zur Glücksache machte. Der Duo blieb also am Platz und machte Gastflüge. (Unter anderem einen, bei dem ich feststellen konnte, daß zwei Jahre Französisch als dritte Fremdsprache nicht ausreichen um zu verstehen, daß dem Fluggast schlecht ist...)

Ich änderte mein Tagesziel, schulte ein bißchen auf der Winde und machte ein paar Starts auf der damals noch für mich neuen DG 303. Beim zweiten Start konnte ich mich dann mal ein wenig obenhalten, da die Ausbreitungen sich langsam mangels Nachschub wieder am Auflösen waren. Turhan, der mittlerweile eine Wette darauf abgeschlossen hatte, an diesem Tage noch ein 50 km-FAI-Dreieck zu fliegen, rief mich runter, er wolle es doch noch probieren. Also Klappen ziehen, Fahrwerk raus, kurze Landung, rein in den Duo. Aufgabe soll das Dreieckchen Mainz - Eibinger Forstwiesen - Bad Kreuznach - Mainz sein, knapp über 50 km.

Der Windenstart versetzt uns 390 m über den Platz, eine enge Linkskurve zurück zum Ober-Olmer Wald. Dort finden wir dann einen engen, aber doch überraschend starken Bart, den wir bis zum Deckel auskurbeln. Ein paar Kreise weiter sind wir hinter der Selz an der Luftraumgrenze. Da will's aber nicht so recht aufwärts gehen. Erst über Ingelheim steht ein recht starker Bart, den wir wiederum bis zum Deckel auskurbeln. Mutig gleiten wir Richtung Forstwiesen ins Blaue. Außer einer kleinen Lupfer am rechten Ufer des Rheins ist aber alles tot, weitergleiten bedeutete die sichere baldige Landung. Also zurück in den Sektor Bingen, der an diesem Tag bis Flugfläche 65 freigegeben ist. Eine größere Suchschleife bringt aber wieder keine Thermik zutage. Nur über Ingelheim, außerhalb des Sektors steht mittlerweile eine große Wolke, die zu einem starken Bart gehört, der offenbar mit einem Staubsaugereffekt die ganze Gegend thermisch lahm legt.

Warum müssen die besten Bärte auch immer im Luftraum Charlie stehen? Wir gleiten hin und versuchen eine Freigabe zu bekommen: "Frankfurt Radar, D-2502, guten Abend." - "D-2502, Frankfurt Radar, guten Abend." - "D-2502, Duo Discus, vier Meilen westlich Mainz-Finthen, 3500 Fuß, erbitten Einflug in Luftraum Charlie und Steigen auf 5000 Fuß." - "D-2502, standby, ich rufe sie zurück." Tja, das war's wahrscheinlich. Wäre auch zu schön gewesen. Das kostet uns dann den Kasten Bier. "D-2502, Frankfurt Radar?" - "D-2502, go ahead." "D-2502, ihre Position ist jetzt drei Meilen westlich von Finthen?" Muß vielleicht doch Martin den Kasten zahlen? "D-2502, positiv, 3500 Fuß." - "D-2502, ich habe sie als Primärziel auf dem Radar, frei zum Einflug in Luftraum Charlie und Steigen auf 4500 Fuß." Na bitte, geht doch. "D-2502, Danke, frei zum Einflug in Luftraum Charlie und Steigen auf 4500 Fuß."

Wir kreisen aus unserer Warteposition um den Bart herum in die Mitte und Steigen. Noch mal über den Rhein fliegen wollen wir nicht und entscheiden uns erst mal ein Stückchen Richtung Bingen zu fliegen und uns dann im Süden eine passende Wende für das Dreieck zu finden. Wir verlassen Luftraum Charlie Richtung Westen, in den Sektor Bingen hinein. Radar freut sich, von unserer Absicht in Kenntnis gesetzt zu werden. Nach einiger Zeit bemerke ich das eher seltsame Verhalten des Varios: es zittert immer ganz knapp um die null. Eine kurze Überlegung erklärt es: der Wind kommt aus Nordwest und erzeugt hinter dem Taunus eine schwache Leewelle, die gerade so das Eigensinken des Fliegers auszugleichen schafft.

Bis hinter Bingen fliegen wir an der Welle bis zu ihrem Ende entlang, ohne auch nur einen Meter Höhe zu verlieren. Sobald das Vario deutlich ins Fallen geht, wenden wir und fliegen zurück Richtung Osten. Für fünfzig Kilometer reicht das aber immer noch nicht.

In dem Moment landen wir einen Glückstreffer und stoßen bei Gau-Algesheim auf Blauthermik, die uns bis an die Sektorobergrenze in Flugfläche 65 trägt. Das soll uns reichen. Unsere überschlägige Rechnung ergibt, daß wir knapp vor Bad Kreuznach wenden müssen, um zusammen mit unserem rechtsrheinischen Ausflug das Minimaldreieck zu bekommen. Die Wende wird von zwei Wolken markiert, die wir dank unserer fürstlichen Höhe überfliegen können.

Der Rückflug gerät dann um so schneller, und nach knapp zwei Stunden Flug landen wir wieder auf der Asphaltpiste in Finthen. Die Loggerauswertung ergibt klar: 57,7 km, der Kasten Bier geht zu Lasten von Martins Konto...


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